1957

Hier bin ich geboren, hier will ich sterben

Am 11. Juli 1957 wurde ich in Riesenbeck-Birgte geboren. Hier wuchs ich auf dem Bauernhof meiner Eltern mit meinen beiden Brüdern auf. Für mich ist Riesenbeck-Birgte Heimat, hier lebe ich seit 64 Jahren - schön, dass meine drei Kinder und sieben Enkel auch hier leben. Darüber freuen sich meine Frau und ich sehr.

1973

Maschinenschlosser, Betriebsrat, Gewerkschafter


Eigentlich wollte ich wie mein Vater Bauer werden, aber das Leben hatte anderes mit mir vor. Nach der Schule begann ich 1973 eine Ausbildung zum Maschinenschlosser bei Niemeyer, einem Landmaschinenhersteller in Riesenbeck, wo ich dann auch 17 Jahre arbeitete. Zu dieser Zeit wurde ich auch Mitglied der IG Metall und in den Betriebsrat des 500-Mitarbeiter starken Unternehmens gewählt.


Christlich-Sozial, durch und durch

Das kirchliche Milieu in Birgte hat mich geprägt. In der Gemeinschaft der Messdiener und später der katholischen Verbände habe ich mich immer zu Hause und gut aufgehoben gefühlt. Unsere Kirche ist mir nach wie vor wichtig. Sie gibt mir Kraft und Orientierung. Die christliche Soziallehre ist ein wichtiger Teil der Kirche. Deshalb sind mir die Katholische Arbeitnehmerbewegung und Kolping ans Herz gewachsen.

1974

Wie alles begann


Mit dem Beginn meiner Ausbildung trat ich auch in die CDU ein. Auslöser war ein Jugendzentrum, vielmehr ein nicht gebautes Jugendzentrum. Alle Dörfer in unserer Umgebung hatten bereits eins, aber der Gemeinderat in Riesenbeck sperrte sich. Aus der kirchlichen Jugend heraus haben wir dann bei uns im Dorf die Junge Union wiederbelebt - und am Ende hatten wir nicht nur einen Sitz im Rat, sondern setzten auch das Jugendheim durch. Aus einem Wunsch nach einem Jugendheim wurden 25 Jahre, in denen ich im Rat der Stadt Hörstel mitarbeiten durfte.


1990

Lernen von Blüm und Geißler

1990 tauschte ich die Werkbank gegen das Parlament. Ich zog zum ersten Mal für die CDU in den Bundestag ein. Der war damals noch in Bonn und ich ich einer von nicht mal zehn Arbeitern in meiner Fraktion. Von Anfang an arbeitete ich im Ausschuss für Arbeit und Soziales mit. Mein zuständiger Minister war Norbert Blüm, Heiner Geißler war der Fraktionsvize für Sozialpolitik. Es waren lehrreiche Jahre! Später machte mich die Fraktion erst zum Sprecher für Arbeit und Soziales und dann zum Sprecher für Wirtschaft und Arbeit.

2002

Meine CDU auf Abwegen


Anfang des neuen Jahrtausends wurde ich Bezirksvorsitzender der CDU im Münsterland, 2004 Mitglied im CDU-Präsidium und 2005 Bundesvorsitzender der CDA. Es war eine turbulente Zeit. Die CDU befand sich im Bund in der Opposition und beschloss auf dem Parteitag 2003 in Leipzig einen radikalen Systemwechsel in der Sozialpolitik. Die CDA, allen voran Norbert Blüm, hatte sich bis zuletzt dagegen gewehrt, aber fand kein Gehör. Leipzig I war ein schwarzer Tag in der Geschichte der CDU. Gemeinsam mit der CDA und in NRW im Schulterschluss mit Jürgen Rüttgers arbeitete ich für eine andere Politik - mit Erfolg!


2005

Das schönste Amt, das ich mir vorstellen kann

Im Dezember 2004 bat mich Jürgen Rüttgers an seiner Seite in NRW in den Wahlkampf zu gehen. Ich sagte zu, und wurde belohnt. Wir gewannen die Wahl und ich wurde Landesminister für Arbeit, Soziales und Gesundheit - eines der schönsten Ämter, das ich mir vorstellen kann! Fünf Jahre später verließ uns das Glück: Wir verloren die Landtagswahl und ich wurde zum Oppositionsführer gewählt. Die Partei arbeitete fortan geschlossen an ihrer Rückkehr in die Regierung. 2012 tat sich ein Fenster auf: Es gab vorgezogene Neuwahlen, in die wir mit Norbert Röttgen als unseren Spitzenkandidaten gingen. Am Ende wurde uns das Fenster jedoch krachend vor der Nase zugeschlagen. Wir verloren so deutlich, dass man theoretisch gegen uns die Landesverfassung hätte ändern können. Partei und Fraktion waren am Boden zerstört und wählten Armin Laschet zum Partei- und mich zum Fraktionsvorsitzenden. Bis 2013 arbeiteten wir als Doppelspitze am Wiederaufbau unserer CDU. Dann ging ich zurück nach Berlin.

2006

Der sozialpolitische Kompass wird justiert


Drei Jahre nach dem schwarzen Leipziger Parteitag, der einen neoliberalen Ruck der CDU bedeutete, begannen Jürgen Rüttgers und ich die CDU wieder auf sozialpolitischen Kurs zu bringen. Beim Parteitag 2006 drangen wir auf einen verlängerten Arbeitslosengeldanspruch für Ältere und versuchten für langjährige Beitragszahler eine höhere Rente als die Grundsicherung durchzusetzen. Als im Zuge der Finanzkrise Opel 2008 in Schieflage geriet, kämpften wir Seite an Seite mit den 5.000 Opelianern für staatliche Rettungshilfen, um den Standort zu sichern. Die Hartz-Gesetze hatten der Arbeit viel Würde genommen. Der große Niedriglohnsektor ist mir bis heute ein Dorn im Auge. Von seiner Arbeit muss der Mensch auch leben können, davon war und bin ich überzeugt. Deshalb begann ich mich zusammen mit meiner CDA für einen Mindestlohn einzusetzen. Der Gegenwind von der CDU-Spitze war massiv - am Ende war die Vernunft und das Herz der Delegierten aber auf unserer Seite: Acht Jahre nach dem schwarzen Leipziger Parteitag stimmten sie - wieder in Leipzig - für die Einführung des Mindestlohns.


2014

Mit ganzer Kraft für die Pflege

Als mich 2013 Angela Merkel bat in ihrer Regierung Patienten- und Pflegebeauftragter zu werden, machte ich mich von Düsseldorf aus auf den Weg nach Berlin. Es stand die erste große Pflegereform seit Einführung der Pflegeversicherung an. Mein Fokus lag dabei auf der Verbesserung der Situation der zu Pflegenden. Wir erneuerten den Pflegebedürftigkeitsbegriff und verbesserten dadurch die Situation der wachsenden Zahl der Demenzkranken. Wir bauten einen Vorsorgefonds für die geburtenstarke Babyboomer-Generation auf und verbesserten die Bezahlung der Pflegekräfte. Wir führten eine flächendeckende Ausbildungsvergütung ein, schafften das mancherorts noch erhobene Schulgeld ab und vereinheitlichten die Pflegeausbildung.

2017

Endlich wieder in Nordrhein-Westfalen


Als wir mit Armin Laschet an der Spitze die Landtagswahl gewannen, wurde ich wieder Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW. Wir arbeiten seither für eine gute gesundheitliche Versorgung in Stadt und Land und haben viel erreicht: 400 zusätzliche Medizinstudienplätze, die Abschaffung des Schulgeldes in allen Gesundheitsberufen, Landarztquote und finanzielle Unterstützung für die Niederlassung von Ärzten in unseren Dörfern. Wir legten Projekte zur Qualifikation von Langzeitarbeitslosigkeit auf und unterstützen Jugendliche ohne Abschluss dabei, ihren Weg in einen Beruf zu finden. Würdige Arbeitsbedingungen sind mir ein Herzensthema. Gerade in der Fleischindustrie lag und liegt hier einiges im Argen. Mit gezielten Kontrollen und gestärkt durch die öffentliche Aufmerksamkeit konnten wir hier einige Verbesserungen erzielen.


2020

Corona wird zur täglichen Herausforderung

Seit 2020 steht die Bekämpfung der Corona-Pandemie im Mittelpunkt meiner Arbeit als Gesundheitsminister. Eine Pandemie diesen Ausmaßes ist jeden Tag eine Herausforderung - sowohl organisatorisch als auch grundsätzlich. Die Organisation des Impfens, der Testzentren und die Situation in unseren Krankenhäusern ist das eine. Das andere ist, immer wieder die Balance zwischen Gesundheitsschutz und dem Recht auf Freiheit finden.