Veranstaltung „Zusammenarbeit im Betrieb stärken“ in Neuss
Die Initiative Wirtschaft & Arbeit 4.0 der Landesregierung lud am Abend des 30. Septembers in Neuss zur Veranstaltung „Zusammenarbeit im Betrieb stärken“ ein. Gemeinsam mit Unternehmensvertretern und Gewerkschaften warfen Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart einen Blick hinter die Kulissen nordrhein-westfälischer Unternehmen, in denen Führung und Beschäftigte den Weg zum Unternehmen 4.0 gemeinsam gehen.
Die
Kölner Verkehrs-Betriebe AG war das erste Unternehmen, das sich im
Rahmen der Veranstaltung vorstellte. Sie erprobt unter dem Begriff
„digitale Lernprojekte“ verschiedene neue Formate in der betrieblichen
Weiterbildung. Hierzu gehören zum Beispiel die Entwicklung von
Lehrvideos in der Automatenwerkstatt, der Einsatz von AR-/VR-Brillen in
der Fahrzeugtechnik und eine betriebliche Lernplattform für alle
Beschäftigten.
Vertreter der Gustav Hensel GmbH & Co. KG berichteten anschließend,
wie sie mit Einführung eines neuen Produkts in eine moderne
Produktionsstraße investiert und die Produktion von überwiegend
manueller auf automatisierte Fertigung umgestellt haben. Für den großen
Anteil ungelernter Beschäftigter ergaben sich hierdurch große
Qualifikationsanforderungen, die gemeinsam bewältigt wurden.
Schließlich berichtete die ERGO Group AG, wie sie mit dem Programm
transformation@ergo daran arbeitet, ihren Mitarbeitenden den Einstieg in
die neue Arbeitswelt zu erleichtern und Ängste vor neuen Methoden
abzubauen. Das Angebot wird stetig weiterentwickelt und bietet die
Möglichkeit, sich im individuellen Tempo für die jeweils relevanten
Themen weiterzubilden.
So unterschiedlich die Unternehmen und ihre Qualifizierungsprojekte auch
sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Die Beschäftigten wurden von
vornherein in die Vorhaben einbezogen. Gerade das macht sie so
erfolgreich und nachhaltig. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann betonte
daher in der anschließenden Podiumsdiskussion, wie wichtig es sei, dass
die Menschen verstehen, was um sie herum geschieht: „Hierfür sind
Digitalisierungswissen und Mitsprachemöglichkeiten die Voraussetzung.
Daher rate ich den Betrieben: Fangen Sie an, sprechen Sie mit Ihren
Beschäftigten und planen Sie die Digitalisierung gemeinsam. So können
Sie auch gemeinsam entscheiden, welche Kompetenzen erforderlich und
sinnvoll sind.“
Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die
digitale Transformation der Arbeitswelt ist in vollem Gang. Das stellt
Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor große
Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig auch enorme Chancen.
Berufsbilder verändern sich, der Arbeitsmarkt entwickelt neue
Anforderungen in immer höherer Geschwindigkeit. Bei der Gestaltung
dieser Veränderungen setzen wir darauf, dass Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Prozess im
Rahmen der Sozialpartnerschaft und der betrieblichen Mitbestimmung
gemeinsam fortsetzen und zugleich die bewährten Strukturen ihrer
Kooperation weiterentwickeln. Dabei ist es wichtig, dass das Vertrauen
von Menschen und Unternehmen in die digitale Weiterentwicklung der
Arbeitswelt gestärkt wird. Dann kann es gelingen, die Digitalisierung in
den Unternehmen zum Wohle aller zu gestalten.“
„Wir brauchen noch größere Anstrengungen im Weiterbildungsbereich: An
die Beschäftigten werden immer größere Qualifizierungsanforderungen
gestellt, aber die Möglichkeiten zur Qualifizierung nicht in gleicher
Weise ausgebaut. Hier müssen Unternehmen wie auch die Arbeitsverwaltung
mehr liefern“, sagt DGB NRW-Bezirksvorsitzende Anja Weber: „Gleichzeitig
darf es nicht nur um Anpassungsqualifizierung gehen. Weiterbildung muss
viel mehr Entscheidungsfähigkeit, soziale Kompetenz und Selbständigkeit
stärken. Sonst bleibt die Arbeitswelt 4.0 Hochrisikoland für die
Vielen.“
„Bei der Digitalisierung steht der Mensch im Mittelpunkt. Daher ist es
für unsere künftige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit entscheidend,
die Beschäftigten in den Unternehmen mitzunehmen. Eine bedarfsgerechte
und passgenaue Qualifizierung ist dafür ein wesentlicher Baustein. Die
Digitalisierung bietet hier hervorragende Chancen mit vielfältigen neuen
Lernformaten“, sagt Arndt Günter Kirchhoff, Präsident unternehmer nrw.
Hintergrund:
Die Initiative Wirtschaft & Arbeit 4.0 ist ein Zusammenschluss aus
Landesregierung, Gewerkschaften, Arbeitgebern, Kammern, Bundesagentur
für Arbeit und Wissenschaft. Zentrales Anliegen der Initiative ist es,
die im Land vorhandenen Kompetenzen zu vernetzen und die mit der
Digitalisierung verbundenen Chancen für die Menschen und die Wirtschaft
konsequent zu nutzen.
Unter dem Dach der Initiative laufen die sozialpartnerschaftlich ausgerichteten Modellprojekte „Arbeit 2020 in NRW“ und „ÖPNV4.0“
(beide gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen mit Mitteln des Europäischen
Sozialfonds). Die Projekte sind praxisnah angelegt, das heißt die
Umsetzung findet direkt in einzelnen Unternehmen und unter enger
Beteiligung von Unternehmensführung und Beschäftigten statt. Die Gustav
Hensel GmbH & Co. KG ist im Projekt „Arbeit 2020 in NRW“ beteiligt,
die Kölner Verkehrs-Betriebe sind im Projekt „ÖPNV 4.0“ aktiv.