Familienlotsinnen unterstützen geflüchtete Mütter beim Ankommen in Deutschland
Geflüchtete Frauen mit kleinen Kindern haben besonders große Schwierigkeiten, Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu finden. Hier soll das Projekt „Familienlotsinnen“ helfen. Die Lotsinnen unterstützen die Teilnehmerinnen in Alltagsfragen und unterstützen sie bei ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Integration. „Die wenigsten geflüchteten Frauen können es alleine schaffen. Die Familienlotsinnen sind eine wichtige Brücke zwischen den Frauen und der Aufnahmegesellschaft.“, so Minister Laumann.
Arbeitsminister
Laumann hat heute in Duisburg ein Modellprojekt zur Integration
geflüchteter Frauen in den Arbeitsmarkt besucht. Denn obwohl die
Integration Geflüchteter in Nordrhein-Westfalen gut voranschreitet, sind
die Unterschiede bei der Arbeitsmarktintegration zwischen Männern und
Frauen groß: Während von 100 geflüchteten Männern knapp 40 Prozent im
Laufe des Jahres eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
aufgenommen haben, waren es bei den Frauen nur 6 Prozent.
Hier setzt das auf eine gemeinsame Initiative der Landesregierung, der
Bundesagentur für Arbeit und der RAG-Stiftung zurückgehende
Modellprojekt „Familienlotsinnen“ an: Geflüchteten Frauen mit kleinen
Kindern soll der Einstieg in Arbeit und Gesellschaft erleichtert werden,
indem ihnen Familienlotsinnen an die Seite gestellt werden, die ihre
Sprache sprechen und ihnen bei der Lösung ganz konkreter Probleme
helfen.
Das Modellprojekt wird gemeinsam mit den Jobcentern Duisburg und Gelsenkirchen umgesetzt.
Seit Projektbeginn im November letzten Jahres haben insgesamt 63
geflüchtete Frauen mit Kindern an dem Projekt teilgenommen. 60 Prozent
der Teilnehmerinnen kommen aus Syrien. Rund 25 Prozent der derzeitigen
Teilnehmerinnen besuchen einen Sprachkurs, der mithilfe der
Familienlotsinnen vermittelt wurde. Aber auch die Begleitung zum
Kinderarzt, bei Behördengängen und Hilfestellungen bei der
Kinderbetreuung spielen eine große Rolle im Projekt. Hilfe in Anspruch
zu nehmen, war für die meisten Teilnehmerinnen gar nicht so einfach.
Denn es bedarf einer Vertrauensbasis, um mit Dritten sowohl über
Alltagsprobleme als auch Zukunftspläne zu sprechen.
„Die wenigsten geflüchteten Frauen können es alleine schaffen. Die
Familienlotsinnen sind eine wichtige Brücke zwischen den Frauen und der
Aufnahmegesellschaft.“, so Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef
Laumann. „Die Sprachbarrieren sind hoch und viele Frauen kommen aus
Kulturen, die ein traditionelles Rollenbild manifestiert haben.“ Zur
Wahrheit gehöre daher auch, dass man über das Projekt nicht alle
Teilnehmerinnen in den Arbeitsmarkt werde integrieren können und dass
der Weg für viele noch weit sei. Laumann: „Wir lernen aber im Zuge des
Projekts, wie wir die Frauen wirksam unterstützen können und was sie
brauchen, um in unserer Gesellschaft anzukommen und eine berufliche
Perspektive zu entwickeln.“
„Für uns sind die Familienlotsinnen eine Herzensangelegenheit“, sagt
Torsten Withake, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der
Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. „Wir
freuen uns sehr, dass es mit der Hilfe der RAG-Stiftung möglich
geworden ist, dieses Modellprojekt gemeinsam durchzuführen.“
Durch die muttersprachlichen Angebote erhielten die Frauen eine
ansprechende Unterstützung, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen:
„Wir möchte die Frauen tatkräftig dabei unterstützen, erfolgreich in
Nordrhein-Westfalen anzukommen. Für sie ist das kein leichter und kurzer
Weg. Doch die Familienlotsinnen geben den Frauen, ihren Familien und
Kindern eine Perspektive. Sie ebnen ihnen den Zugang zu
Sprachkenntnissen, Bildung und Kinderbetreuung. Die Familienlotsinnen
legen damit den Grundstein zu einer gelingenden Integration und dazu,
dass die Frauen aktiv ihren Lebensweg gestalten und selbst zum Unterhalt
der Familie beitragen können.“
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, betonte:
„Gerade geflüchtete Frauen mit kleinen Kindern brauchen besondere
Unterstützungsangebote. Die RAG-Stiftung fördert bereits seit 2015
Bildungsprojekte, die jungen Geflüchteten mit guter Bleibeperspektive
den Weg in unsere Gesellschaft ebnen. Dabei legen wir besonderen Wert
darauf, dass mindestens ein Viertel der Teilnehmer junge Frauen sind.“
Zum Hintergrund: Das Modellprojekt Familienlotsinnen
Das Modellprojekt „Familienlotsinnen“ wird an den Standorten
Gelsenkirchen und Duisburg für die Dauer von zwei Jahren durch die
RAG-Stiftung mit insgesamt 300.000 Euro finanziert.
Die Familienlotsinnen sprechen geflüchtete Frauen an, die Kinder unter
drei Jahren betreuen, nicht arbeiten gehen oder nicht an einem
Integrationskurs teilgenommen haben. Aktuell sind dies rund 15.000
Frauen in Nordrhein-Westfalen.
Die Lotsinnen sprechen die Muttersprache der Frauen und sollen nicht nur
bei der Organisation der Kinderbetreuung Hilfe leisten, sie stehen den
Müttern auch bei der Bewältigung von Alltagsproblemen in und außerhalb
der Familie zur Seite, unterstützen sie beim Aufbau eigener Netzwerke
und bieten Orientierungshilfen bei Fragen des europäischen
Rollenverständnisses. Ziel der individuellen und ganzheitlichen
Beratungsarbeit ist es, die Frauen für das frühzeitige Erlernen der
deutschen Sprache und die rechtzeitige Inanspruchnahme von
Förderleistungen zur Arbeitsmarktintegration der Jobcenter zu gewinnen.
Gute Erfahrung mit „Lotsen“ gibt es bereits aus Projekten zum Beispiel
mit Langzeitarbeitslosen. Diese „Kümmerer“ konnten in vielen Fällen die
Menschen erfolgreich auf dem längeren Weg zur Integration in
Gesellschaft und Arbeitsmarkt unterstützen und begleiten.